Balkan Rally Tag 13-14
Tag 13:
Tschechische Republik (17) Kaplice – Cheb 391 Km
Vorbei an riesigen, leuchtend gelb blühenden, Löwenzahnfeldern erreichen wir auf kleinen schmalen Sträßchen am nächsten Vormittag den Lippno Stausee. Das Südböhmische Meer, das auch unter dem Namen „Moldau See“ bekannt ist, zwingt uns an einem einsamen, renovierugsbedürftigen Fährausleger zum Stopp. Wir folgen den Anweisungen eines verblassten Hinweisschildes und bestellen die Fähre mittels eines bereit gelegten Hammers, der auf ein Stück Eisenbahnschiene zu schlagen ist. Nun ja, könnte auch ein Touristentrick sein, denken wir misstrauisch. Aber wenige Minuten später ist die Fähre da und bringt uns gegen eine kleine Extragebühr -wir sind keine 6 Personen- ans andere Ufer. In Selina Ruda angekommen besuchen wir das Café Charlotte. Jedes Mal wenn wir in der Gegend sind, machen wir hier Halt. Besonders schön ist es im Winter, wenn wir auf den zahlreich besuchten Elefantentreffen hier vorbeischauen und die Fassade von bis zu 80cm langen Eiszapfen geschmückt ist. Der Laden zählt zu den Top 10 Konditoreien des Landes und das, wie wir finden, zu Recht. Die Kuchenauswahl ist unglaublich und wir müssen uns beim Bestellen zurückhalten. Aber nach 2 Kännchen Kaffee und zwei Stück Sahnetorte (je Person, versteht sich), geht noch immer ein guter Palatschinken mit Obst, Vanilleeis und Sahne…
Wir cruisen weiter, jede Bewegung zu viel vermeidend, entspannt durch den Böhmer Wald in das kleine Grenzörtchen Asch. Dort machen wir ein letztes Mal die großen Tanks der BMWs randvoll und besuchen noch den unvermeidlichen Asia-Markt. Gemütlich schlendern wir durch die Hallen, denn das Angebot ist vielfältig, aber so einen GUCCI-STORE hätten wir uns etwas anders vorgestellt. Die Preise sind niedrig und alle versprechen beste Qualität. Na ja…
Danach suchen wir auch wieder alte Bekannte auf. Das Restaurant „Le Pate“ –mitten im Wald gelegen und somit ein Geheimtipp- steht wie immer, auf unserem Programm und auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht. Mit vollen Bäuchen (an dieses Gefühl kann man sich gewöhnen) geht es weiter. Die Straßen sind ein Traum und auch das Wetter ist wieder akzeptabel. Später am Abend erreichen wir dann unser Hotel und kommen mit drei deutschen Monteuren ins Gespräch. Ihre Firma hat, Aufgrund der hohen Lohnkosten, ihren Firmensitz ins benachbarte Ausland verlegt. Also fahren die drei jede Woche Sonntag los um bis einschließlich Donnerstag hier zu arbeiten, um ihren Lohn als deutscher Gastarbeiter in Tschechien zu verdienen. Verkehrte Welt oder die Zukunft?
Wir sitzen lange im Hotelrestaurant und wundern uns über die Nichtbeachtung des Kellners, obwohl wir mehrfach dezent bis heftig winkend um seine Aufmerksamkeit gebuhlt hatten. Mehr als 30 Minuten würdigt er uns keines Blickes, bis wir letztendlich die Initiative ergreifen und ihn ansprechen (wir haben uns ihm quasi in den Weg geschmissen). Es täte ihm sehr leid, aber die Küche habe soeben geschlossen, teilt er uns reserviert mit. Wir gucken erst mal blöd, denken dann an einen Scherz, aber es lacht irgendwie auch keiner. Nun gut, gedanklich bekommt der Fatzke eine gründliche Abreibung (ein paar Biere später wäre es wohl nicht nur bei gedanklich geblieben), aber wir verkraften auch dieses, zumal uns die Reise genug kulinarische Höhepunkte bereitet hat. Trotzdem sind wir ziemlich sauer und gehen zum ersten Mal hungrig schlafen, da das Hotel weit außerhalb liegt und wir nicht mehr mit den Moppeds in die Stadt wollen.
Ok, nachdem seit dem Mittelalter ein gutes Bier das Brot des Herrn darstellt, haben wir jeder noch einen großen Laib gegessen…
Tag 14:
Tschechische Republik, Cheb (17) – Deutschland (1) 599 Km
Am nächsten Morgen frühstücken wir ausgiebig (gab ja nix zu Abend) und erreichen kurze Zeit später am Grenzübergang Cheb die 26. Grenze und sind zurück in Deutschland. Wir lassen die treuen Boxer nochmal im besten Drehzahlband laufen, und fahren gemütlich durch die eiskalte Rhön. Zum ersten Mal auf unserer Rally ziehen wir die Winterhandschuhe an und sind dann auch ein bisschen froh, als wir ziemlich durchgefroren nach 6.442 ereignisreichen Kilometern das heimelige Düsseldorf erreichen.
Eckdaten der Reise:
14 Tage,
17 Länder:
Deutschland (1) – Österreich (2) – Italien (3) – Slowenien (4) – Kroatien (5) –
Bosnien
Herzegowina (6) – Montenegro (7) – Kosovo (8) – Albanien (9) – Griechenland (10) –
Mazedonien (11) – Bulgarien (12) – Serbien (13) – Rumänien (14) – Ungarn (15) –
Slowakische Republik (16) - Tschechische Republik (17)
26 Grenzübertritte,
Insgesamt 6442 Km,
17 x getankt
Ca. 397 Liter Benzin pro Motorrad