Tagebuch Tourbericht:
28.April (Tag 1) Düsseldorf – Wien
Bis zum späten Nachmittag werden die Motorräder bepackt bevor es um 18.00 Uhr losgeht, zum Autoreisezug am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Wir, diesmal vier Motorradbegeisterte Männer reisen wie schon lange vorher gebucht mit der Österreichischen Bahn, direkt nach Wien. In der Zeit von 19.00 bis 19.20 Uhr heißt es Köpfe einziehen beim befahren der Eisenbahnwagons sind nur wenige cm Platz zwischen unseren Helmen und den Stahlträger.
Die Bahnmitarbeiter sichern die Motorräder mit Abspanngurten und wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu dem Bahnsteig. Nachdem wir uns alle fast einen Tenisarm vom winken bei der Verabschiedung am Bahnsteig geholt haben setzt sich der Zug pünktlich um 20.15 Uhr in Bewegung.
In relativ kurzer Zeit haben wir das 5 Liter Altbierfässchen angeschlagen und noch vor erreichen der Domstadt sind die ersten Frikadellen mit Kartoffelsalat vertilgt. Es folgt ein entspanntes Reisen und ein netter Abend.
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29.April (Tag 2) Wien – Nadlak (Rumänien) 470 km
Nach einer unruhigen Nacht folgt zum unfreundlichen Service des österreichischen Bahnpersonal ein miserables Frühstück. Dafür fährt der Zug pünktlich wie vorher gesagt um 9.10 Uhr im verregneten Wien ein.
Nachdem der erste Riemen am Tankrucksack gerissen ist, heißt es zum ersten mal improvisieren. An einer Tankstelle besorgen wir uns das Autobahn „Pickerl“, dann geht es Richtung Osten zur Grenze nach Ungarn welche wir nach 80 km erreichen. Dort ignorieren wir den Kilometer langen Stau und fahren einfach an den wartenden Autos vorbei. Der Regen ist heftiger geworden und bei 8 Grad ist es alles andere als warm wie wir über die Ungarische Autobahn fahren. Mit jedem Kilometer Richtung Osten wird es dann wärmer und so kommt es, das wir beim erreichen der Grenze zu Rumänien die 20 Grad erreichen. Wir kommen mit einem Deutschen Brummifahrer ins Gespräch der uns zu unserer Überraschung erzählt das er Blumenerde geladen hat und fragen uns wie rentabel das Geschäft ist wenn man Blumenerde durch halb Europa kutschiert und es dann verkauft.
Schon kurz hinter dem Grenzbaum nehmen wir uns in Nadlac für umgerechnet 10 € pro Person eine kleine Pension und genießen unser erstes „Ursus Pilz“. Zu Fuß erkunden wir einen kleinen Teil der Stadt und bestaunen im Sonnenuntergang die Storchennester auf den Strommasten. Nach einem reichhaltigen Abendessen überkommt uns die Müdigkeit und wir fallen in die Betten.
30 April (Tag 3) Nadlak – Garda 299 km
Das deftige Frühstück mit Spiegeleiern haben wir uns redlich verdient , hat doch ein Zimmergenosse die ganze Nacht mit geschätzten 128 Dezibel geschnarcht. Wir satteln die Mopeds, die über Nacht sicher im Hinterhof gestanden haben. Kaufen ein paar Flaschen Wasser für unsere Camelbaks und folgen nach dem Tanken der breiten Strasse 7 für ca. 120 km weiter Richtung Osten. Über die Benzinpreise sind wir angenehm überrascht. Während Ende April 2006 der Liter Super bei uns in Deutschland 1,32€ kostete, verlangte man in Österreich 1,14 €, in Ungarn umgerechnet 1,11 € und in Rumänien 0,97 € für den Verbrennungssaft.
In Capruta fahren wir nördlich in die Berge. Hier finden wir das was wir gesucht haben. Schotter vom feinsten, tiefen Matsch und Einsamkeit. Über den ersten Pass hinter „Slatina de Mures“ mit einer Höhe von immerhin 530 Metern schaffen wir es wegen des tiefen und feuchten Geländes nur mit Mühe und sind froh bei „Gurahont“ wieder Asphalt unter den Rädern zu haben. Wenig später erreichen wir die breite Europastrasse 79, der wir aber nur bis hinter „Vascau“ folgen um dann weiter die Strasse 75 zu benutzen.
In Garda, in der Nähe der bekannten Eishöhlen von Scarisora nehmen wir uns eine der reichlich verfügbaren Pensionen. Am Abend besuchen wir ein nettes Restaurant bevor wir ziemlich fertig und geschafft in die Betten fallen.
1. Mai (Tag 4) Garda – Mediasch 420km
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir nach dem Zusammenpacken in das schon gestern Abend besuchte Restaurant. Die Köchin grinst uns mit ihrem einzig verbliebenen Goldzahn offenmundig an. Das Omelette gefüllt mit saurem Schafskäse und die Bauernwurst in der wohl ganze Knoblauchzehen versteckt waren, beschäftigt uns anschliessend noch bei jedem überfahrenden Hubbel den ganzen Tag mit einem nicht enden wollenden Aufstossen. Der Geruch im Helm soll uns noch lange in Erinnerung bleiben...
18 Kilometer feinster Schotter den Berg hinauf, geht es dann zu der 7500m3 nicht schmelzenden Eislandschaft. Warm angezogen machen wir uns die letzten Meter zu Fuß auf den Weg in die Schlucht hinunter in dieses Wunder der Natur und auch wenn die Beleuchtung ausgefallen ist, sind wir stark beeindruckt von diesen Eismassen.
Nach dem beschwerlichen Aufstieg oben angekommen, machen wir eine kurze Verschnaufpause. Ein älterer Herr bietet uns Hand gefertigte Saunaholzeimer an, die wir ihm gerne abgekauft hätten, aber wohin damit?
Die Rückfahrt führt durch uralte Bauerndörfer die Schotterpiste hinunter zurück nach Garda de Sus. Bei Campeni fahren wir sichtlich eingestaubt südlich die 74a über Abrud nach Alba Iulia.
In Vintu de Jos schaffen es ein paar wirklich freundliche Schlosser und Dreher eine uns verloren gegangene Schwingenmutter zur Befestigung des Kardan-Lagerzapfens in der Größe M20 x 1,5 anzufertigen. Wir sind sprachlos über die Fertigungskünste, Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Menschen.
Nach erfolgter Reparatur geht unsere Reise weiter nach Medias, wo wir am Abend singend von den Kindern des Kinderheimes empfangen werden. Wir beziehen das Gästezimmer und nach einer Dusche essen wir mit Herrn Pfaff Sen. zu Abend. Bis weit in die Nacht unterhalten wir uns und erfahren auf diese Weise eine Menge über das Kinderheim, das Siebenbürgenland mit ihren Siebenbürgensachsen, Graf Dracula und über Rumänien vor und nach dem gestürzten Diktator Nicolae Ceausescu. Am Ende diesen Gespräches mit der Heimleitung sind wir sicher, das das Geld in Höhe von immerhin 1250 € aus der Spendenaktion, welches wir im Rahmen eines „Afrika-Diashow-Events gesammelt haben, gut angelegt ist.